Plazenta als Filter: Ist es gefährlich, die rohe Plazenta zu essen? Vorteile, Risiken & Fakten
- Plazentakraft

- 9. Aug.
- 13 Min. Lesezeit

1. Mutterkuchen - die Plazenta: vergessene Heldin der Geburt
Die Plazenta ist während der Schwangerschaft das zentrale Organ, das zwischen Mutter und Kind eine lebenswichtige Verbindung herstellt. Sie arbeitet neun Monate lang unermüdlich als Hochleistungsfilter, versorgt das Baby mit Sauerstoff und Nährstoffen und hält gleichzeitig viele Schadstoffe zurück. Trotz dieser enormen Funktion der Plazenta gerät ihre Bedeutung nach der Geburt schnell in Vergessenheit.
In der modernen Geburtshilfe wird die Plazenta häufig nur kurz auf Vollständigkeit geprüft und dann entsorgt. Damit geht nicht nur ein einzigartiges Organ verloren, sondern auch ein Stück Wertschätzung gegenüber einer biologischen Meisterleistung. In vielen Kulturen weltweit gilt die Plazenta als heilig – als Beschützerin des Kindes und als Symbol für Fürsorge und Lebensenergie. Dort ist es üblich, ihr mit Ritualen zu begegnen oder sogar den Plazentaverzehr in verschiedenen Formen zu praktizieren.
Diese kulturellen und historischen Perspektiven wecken heute wieder Interesse – vor allem die Frage, ob der Verzehr der rohen Plazenta gesundheitliche Vorteile bringt oder Risiken birgt. Während manche den Verzehr als natürliche Möglichkeit sehen, Nährstoffe und Hormone zurück in den Körper zu führen, warnen andere vor möglichen Gefahren wie bakteriellen Belastungen. Gerade hier ist eine fundierte Aufklärung wichtig, um zwischen Mythen und wissenschaftlichen Erkenntnissen zu unterscheiden.
Die Plazenta ist mehr als ein „Nebenprodukt“ der Geburt. Als natürlicher Filter und Schutzorgan verdient sie Aufmerksamkeit – nicht nur im medizinischen Kontext, sondern auch in der öffentlichen Diskussion um ihren möglichen Nutzen nach der Geburt. Dieser Beitrag beleuchtet ihre Rolle als Filterorgan, erklärt die physiologischen Grundlagen und gibt einen Überblick über Chancen und Risiken, wenn Frauen sich entscheiden, die rohe Plazenta zu essen oder in anderer Form zu nutzen.
2. Was ist die Plazenta wirklich?
Die Plazenta ist ein temporäres, aber hochspezialisiertes Organ, das sich ausschließlich während der Schwangerschaft entwickelt. Sie übernimmt eine doppelte Rolle: Einerseits ist sie Versorgungsstation für das ungeborene Kind, andererseits ein Filterorgan, das Schadstoffe weitgehend zurückhält und das kindliche Immunsystem unterstützt.

2.1 Medizinischer Aufbau der Plazenta
Die Plazenta ist ein scheibenförmiges, schwammiges Organ, das an der Innenseite der Gebärmutterwand anliegt. Ihr Aufbau ist hochkomplex und so gestaltet, dass er gleichzeitig eine maximale Versorgung und eine effektive Filterfunktion ermöglicht.
Hauptbestandteile der Plazenta:
Mütterlicher Anteil (Basalplatte)
Dieser Teil ist fest mit der Gebärmutterwand verbunden.
Hier münden die Blutgefäße der Mutter in sogenannte Intervillöshöhlen, in die das mütterliche Blut einströmt.
Das mütterliche Blut umspült die Plazentazotten – kleine fingerartige Ausstülpungen des kindlichen Anteils – und gibt Sauerstoff und Nährstoffe ab.
Gleichzeitig werden Abfallstoffe aus dem kindlichen Blut aufgenommen und in den mütterlichen Kreislauf zurückgeführt.
Kindlicher Anteil (Chorionplatte)
Dieser Teil liegt dem mütterlichen Anteil gegenüber und enthält die Gefäße des Kindes.
Über die Nabelschnur sind diese Gefäße direkt mit dem kindlichen Kreislauf verbunden.
Die Chorionplatte ist von einer Schicht Zellen bedeckt, die Teil der Plazentabarriere ist – einer Schutzschicht, die den direkten Kontakt zwischen mütterlichem und kindlichem Blut verhindert.
Plazentazotten – das Zentrum der Plazenta als Filter
Diese feinen, stark verzweigten Strukturen vergrößern die Oberfläche enorm, damit möglichst viele Stoffe gleichzeitig ausgetauscht werden können.
In den Zotten verlaufen kindliche Blutgefäße, die über hauchdünne Zellschichten von mütterlichem Blut getrennt sind.
Über Diffusion, aktiven Transport und spezielle Protein-Kanäle werden lebenswichtige Substanzen gezielt ins kindliche Blut geleitet – während viele Schadstoffe blockiert werden.
Plazentabarriere – die intelligente Schutzmauer
Sie besteht aus mehreren Zellschichten, darunter der Synzytiotrophoblast, der das mütterliche Blut direkt kontaktiert.
Diese Barriere lässt Sauerstoff, Nährstoffe und bestimmte Antikörper passieren, blockiert aber viele Bakterien und große Proteinmoleküle.
Viren, Alkohol, Nikotin oder bestimmte Medikamente können sie jedoch überwinden – ein Grund, warum Lebensstil in der Schwangerschaft so wichtig ist.
2.2 Entstehung und frühe Funktion
Bereits wenige Tage nach der Befruchtung beginnt der Embryo, die ersten Zellen der Plazenta zu bilden. Sobald sich die befruchtete Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut einnistet, dringen diese Zellen tief ein, um Zugang zu den Blutgefäßen zu erhalten. Ab diesem Zeitpunkt wächst die Plazenta kontinuierlich und übernimmt schnell entscheidende Aufgaben:
Produktion von Hormonen wie hCG, Progesteron und Östrogen, um die Schwangerschaft aufrechtzuerhalten.
Aufbau einer Plazentabarriere, die das Baby vor vielen, aber nicht allen, schädlichen Stoffen schützt.
Versorgung mit Sauerstoff und wichtigen Nährstoffen.
2.3 Verbindung zwischen Mutter und Kind
Die Nabelschnur ist das sichtbare Bindeglied. Sie enthält eine Vene, die sauerstoff- und nährstoffreiches Blut zum Kind transportiert, und zwei Arterien, die verbrauchtes Blut zurück zur Plazenta führen. Von dort werden Abfallprodukte wie Kohlendioxid oder Harnstoff an den mütterlichen Kreislauf übergeben und über Lunge und Nieren ausgeschieden.
Diese Arbeit geschieht pausenlos – Tag und Nacht – und macht deutlich, warum die Plazenta als Filter ein zentrales Thema in jeder Betrachtung zur Gesundheit von Mutter und Kind ist. Sie entscheidet, welche Stoffe passieren dürfen und welche nicht.

3. Die Plazenta als Hochleistungsfilter
Die Plazenta ist eines der am meisten unterschätzten Organe der Schwangerschaft. Sie arbeitet ununterbrochen – Tag und Nacht – und übernimmt Aufgaben, die in der Komplexität weit über einen simplen Nährstoffaustausch hinausgehen. Ihre Rolle als Hochleistungsfilter macht sie zu einem einzigartigen biologischen System: Sie entscheidet, welche Stoffe das ungeborene Kind erreichen dürfen, welche blockiert werden und wie Abfallstoffe aus dem kindlichen Kreislauf entfernt werden.
3.1 Die Plazentabarriere – das intelligente Schutzsystem
Das Herzstück der Plazenta als Filter ist die Plazentabarriere. Diese mehrschichtige Zellstruktur trennt den Blutkreislauf der Mutter vom Blutkreislauf des Kindes. Sie ist nicht passiv wie ein einfaches Sieb, sondern ein aktiver, selektiver Mechanismus, der auf molekularer Ebene entscheidet, was hindurchgelassen wird.
Anders als ein Wasserfilter, der passiv alle Partikel einer bestimmten Größe mechanisch zurückhält, ist die Plazenta als Filter ein aktiver biologischer Prozess. Sie „entscheidet“ auf molekularer Ebene, welche Stoffe passieren dürfen und welche nicht – abhängig von Bedarf, Konzentrationsgefälle und speziellen Transportmechanismen.

Das bedeutet: Die Plazenta lässt nicht einfach „alles Gute durch“ und „alles Schlechte raus“. Manche schädlichen Stoffe wie Alkohol, Nikotin oder bestimmte Viren können die Plazentabarriere dennoch überwinden. Gleichzeitig blockiert sie gezielt Stoffe, die für das Kind gefährlich wären, selbst wenn diese im mütterlichen Blut vorhanden sind.
Wichtige Eigenschaften der Plazentabarriere:
Selektivität – Nur bestimmte Moleküle können passieren.
Aktiver Transport – Viele Nährstoffe werden gezielt und gegen ein Konzentrationsgefälle ins kindliche Blut befördert.
Schutz vor Immunreaktionen – Die Barriere verhindert, dass mütterliche Immunzellen das Kind angreifen.
Signalweitergabe – Hormone und Botenstoffe passieren, um Wachstum und Entwicklung zu steuern.
3.2 Mechanismen der Filterfunktion
Die Filterfunktion der Plazenta basiert auf mehreren biologischen Transportwegen:
Diffusion Kleine, ungeladene Moleküle wie Sauerstoff (O₂) und Kohlendioxid (CO₂) bewegen sich frei entlang ihres Konzentrationsgefälles zwischen Mutter und Kind.
Erleichterte Diffusion Spezielle Transportproteine ermöglichen den Durchtritt größerer Moleküle wie Glukose – der Hauptenergiequelle des Babys.
Aktiver Transport Aminosäuren, einige Vitamine und Mineralstoffe werden aktiv gegen ein Konzentrationsgefälle transportiert, um sicherzustellen, dass das Kind auch bei niedrigen Spiegeln im mütterlichen Blut optimal versorgt ist.
Endozytose und Exozytose Große Moleküle wie Antikörper (Immunglobuline G) werden in Vesikel verpackt und gezielt ins kindliche Blut geschleust, um das Immunsystem des Babys zu stärken.
3.3 Was die Plazenta durchlässt
Die Plazenta als Filter sorgt dafür, dass das Kind alles erhält, was es für seine Entwicklung braucht:
Sauerstoff – Unverzichtbar für Zellatmung und Energieproduktion.
Glukose – Hauptenergieträger, gelangt kontinuierlich über erleichterte Diffusion ins Kind.
Aminosäuren – Notwendig für den Aufbau von Gewebe, Enzymen und Hormonen.
Fettsäuren – Wichtig für die Entwicklung von Gehirn und Nervensystem.
Vitamine – Besonders fettlösliche Vitamine wie A, D, E, K werden selektiv übertragen.
Mineralstoffe – Kalzium für Knochenaufbau, Eisen für Blutbildung, Zink für Zellwachstum.
Hormone – Bestimmte Hormone und Wachstumsfaktoren fördern die Entwicklung und regulieren Stoffwechselprozesse.
Antikörper – Übertragung von Immunglobulin G sorgt für passiven Nestschutz des Neugeborenen.
3.4 Was die Plazenta zurückhält
Die Schutzfunktion der Plazenta ist darauf ausgerichtet, das Kind vor schädlichen Einflüssen zu bewahren:
Bakterien – Die meisten pathogenen Bakterien können die Plazentabarriere nicht überwinden.
Große Proteinmoleküle – Werden blockiert, um das kindliche Immunsystem zu schonen.
Zelltrümmer und Abfallprodukte – Stoffwechselprodukte des Kindes wie Kohlendioxid und Harnstoff werden über die Plazenta ins mütterliche Blut abgegeben und dort ausgeschieden.
3.5 Grenzen der Plazentafilterfunktion
Trotz ihrer beeindruckenden Fähigkeiten ist die Plazenta kein absoluter Schutzwall. Bestimmte Stoffe und Erreger können die Plazentabarriere überwinden:
Viren – z. B. Röteln, Cytomegalievirus (CMV), HIV.
Alkohol – Gelangt ungehindert ins kindliche Blut und kann die Entwicklung beeinträchtigen.
Nikotin – Schädigt die Blutgefäße und vermindert die Sauerstoffversorgung.
Bestimmte Medikamente und Drogen – Je nach Molekülstruktur können sie in den fetalen Kreislauf gelangen.
Umweltgifte – Schwermetalle wie Blei oder Quecksilber können passieren.
Diese Einschränkungen zeigen, dass die Funktion der Plazenta zwar herausragend, aber nicht unbegrenzt ist.
3.6 Bedeutung für den Plazentaverzehr
Das Wissen um die Filterfunktion der Plazenta ist zentral, wenn es um den Plazentaverzehr geht. Befürworter betonen, dass die Plazenta nach der Geburt noch wertvolle Nährstoffe, Hormone und regenerative Faktoren enthält. Kritiker verweisen darauf, dass sie auch Schadstoffe enthalten kann, die während der Schwangerschaft gefiltert wurden.
Gerade dieser Punkt macht eine sachliche, faktenbasierte Diskussion wichtig: Wer die physiologische Funktion der Plazenta versteht, kann eine fundierte Entscheidung darüber treffen, ob der Verzehr – roh oder verarbeitet – für ihn infrage kommt.

4. Die gespeicherte Kraft der Plazenta
Die Plazenta ist nicht nur während der Schwangerschaft ein unermüdlicher Versorger und Filter, sondern bleibt auch nach der Geburt eine hochkonzentrierte Quelle lebenswichtiger Substanzen. Viele dieser Nährstoffe und Hormone sind exakt auf die Bedürfnisse des weiblichen Körpers nach der Geburt abgestimmt. Dieses Zusammenspiel macht die Plazenta als Nährstoffspeicher einzigartig – und ist einer der Hauptgründe, warum der Plazentaverzehr in vielen Kulturen fest verankert ist.
4.1 Nährstoffspeicher – Energie und Baustoffe für die Regeneration
Die Nährstoffe in der Plazenta sind nicht zufällig vorhanden, sondern spiegeln ihre Funktion als zentrales Versorgungsorgan wider. Nach der Geburt enthält sie noch eine beeindruckende Bandbreite an Vitalstoffen, die für die Regeneration nach Geburt entscheidend sein können:
Eisen – elementar für die Blutbildung und zur Vorbeugung von Anämie, besonders nach Blutverlust bei der Geburt.
Eiweiß – liefert Aminosäuren, die der Körper für Wundheilung, Zellaufbau und Gewebereparatur benötigt.
Zink – unterstützt das Immunsystem und ist an der Kollagenbildung beteiligt.
Selen – wirkt antioxidativ, schützt Zellen vor oxidativem Stress und fördert die Regeneration.
Magnesium – entspannt Muskulatur, kann Krämpfen vorbeugen und die Erholung unterstützen.
Kalzium – wichtig für Knochenstabilität und Muskelkontraktion.
Kupfer – beteiligt an der Bildung von roten Blutkörperchen und am Energiestoffwechsel.
Gerade Eisenmangel nach der Geburt ist weit verbreitet. Der natürliche Eisengehalt der Plazenta kann dabei helfen, den Speicher schnell und natürlich wieder aufzufüllen.
4.2 Hormonquelle – Stabilität für Stimmung und Körper
Ein oft unterschätzter Aspekt ist der Hormonreichtum der Plazenta. Nach der Geburt sinken die Hormonspiegel im Körper der Mutter abrupt, was hormonell bedingte Stimmungsschwankungen („Baby Blues“) oder Energielosigkeit begünstigen kann.
Die in der Plazenta enthaltenen Hormone könnten diesen Übergang abmildern:
Progesteron – wirkt beruhigend, entzündungshemmend und kann das emotionale Gleichgewicht stabilisieren.
Östrogene – fördern die Durchblutung, unterstützen die Geweberegeneration und können die Hautelastizität verbessern.
Vorstufen von Oxytocin – indirekt förderlich für das Bonding mit dem Baby und für die Milchbildung.
Prostaglandine – unterstützen die Rückbildung der Gebärmutter und wirken auf den Heilungsprozess ein.
Aus Sicht vieler Befürworter des Plazentaverzehrs liegt genau hier ein großer Vorteil: Die gezielte Rückführung dieser Hormone kann helfen, die körperliche und emotionale Anpassung im Wochenbett zu erleichtern.
4.3 Wachstumsfaktoren und regenerative Substanzen
Die Plazenta enthält eine Vielzahl von Wachstumsfaktoren – spezielle Proteine und Peptide, die Zellwachstum und Gewebereparatur fördern. Diese Faktoren sind in der modernen Medizin von großem Interesse, da sie Wundheilung beschleunigen und Regeneration anregen können.
Beispiele:
Epidermaler Wachstumsfaktor (EGF) – stimuliert Haut- und Schleimhautzellen.
Transforming Growth Factor (TGF) – reguliert Zellwachstum und Entzündungsreaktionen.
Insulinähnlicher Wachstumsfaktor (IGF) – unterstützt Muskel- und Knochenaufbau.
Diese Substanzen werden in einigen medizinischen Bereichen sogar künstlich hergestellt und therapeutisch eingesetzt. Der Gedanke, sie in natürlicher Form über den Plazentaverzehr zu nutzen, liegt für viele auf der Hand.
4.4 Warum diese Inhaltsstoffe für das Wochenbett relevant sind
Die Wochenbettzeit ist eine Phase enormer körperlicher Anpassung:
Der Blutverlust muss ausgeglichen werden.
Gewebe heilt und baut sich neu auf.
Der Hormonhaushalt stellt sich um.
Das Immunsystem muss stabil bleiben.
Die Plazenta vereint in sich genau die Stoffe, die diese Prozesse unterstützen können – in einer Zusammensetzung, die individuell zum Körper der Mutter passt. Befürworter sehen darin einen natürlichen Kreislauf: Die Plazenta als Nährstoffspeicher hat neun Monate lang das Kind versorgt und kann nach der Geburt der Mutter helfen, ihre Kräfte schneller zurückzugewinnen.

5. Warum Plazentaverzehr?
Der Plazentaverzehr – in der Fachsprache auch Plazentophagie genannt – ist seit einigen Jahren wieder stärker in der Diskussion. Während er in vielen Kulturen seit Jahrhunderten Teil der Geburtsrituale ist, sorgt er in westlichen Ländern für gemischte Reaktionen. Manche sehen darin eine natürliche Möglichkeit, die in der Plazenta gespeicherten Nährstoffe und Hormone zurück in den eigenen Körper zu führen, andere befürchten Risiken.
Wer den Plazentaverzehr verstehen will, muss die Funktion der Plazenta als Filter und Nährstoffspeicher kennen. Denn genau diese Eigenschaften machen sie auch nach der Geburt potenziell wertvoll.
5.1 Historische und kulturelle Beispiele
Der Verzehr der Plazenta ist kein moderner Trend, sondern eine uralte Praxis:
Traditionelle chinesische Medizin (TCM) – Getrocknete Plazenta (Ziheche) wird seit Jahrhunderten als Heilmittel genutzt, dem man regenerative und stärkende Wirkung zuschreibt.
Indigene Kulturen Nordamerikas – Einige Stämme praktizierten den Verzehr als rituellen Akt zur Rückführung der Kraft.
Inuit und einige afrikanische Gemeinschaften – Plazenta essen oder als Sud zubereiten galt als Schutz für Mutter und Kind.
Tierwelt – Fast alle Säugetiere verzehren ihre Plazenta instinktiv direkt nach der Geburt. Evolutionsbiologisch wird angenommen, dass dies der schnellen Regeneration, Hormonrückführung und dem Schutz vor Fressfeinden dient (durch das Entfernen von Blutgeruch).
Diese Beispiele zeigen: Plazentaverzehr ist tief in der Natur und in menschlicher Kultur verankert – er ist kein exotisches Einzelphänomen.
5.2 Mögliche Vorteile für die Mutter
Befürworter führen eine ganze Reihe von Vorteilen des Plazentaverzehrs an, die auf den bereits beschriebenen Inhaltsstoffen der Plazenta basieren:
Auffüllen von Nährstoffspeichern - Plazenta als Nährstoff Bombe
Eisen, Eiweiß und Spurenelemente können helfen, Blutverluste auszugleichen und Erschöpfung zu mindern.
Hormonelle Unterstützung
Progesteron, Östrogene und Prostaglandine können helfen, Stimmungsschwankungen abzufedern und die Rückbildung im Wochenbett zu fördern.
Förderung der Milchbildung
Einige Mütter berichten von gesteigerter Laktation nach Plazentaverzehr.
Psychische Stabilität
Subjektive Erfahrungsberichte nennen ein „Gefühl der Ganzheit“ und mehr Energie in den ersten Wochen nach der Geburt.
5.3 Wissenschaftliche Diskussion und Studienlage
Die wissenschaftliche Forschung zu Plazentaverzehr ist noch begrenzt, aber wächst stetig. Bisherige Studien zeigen gemischte Ergebnisse:
Positive Beobachtungen
Einige kleine Untersuchungen und Studien zum Plazentaverzerhr berichten von verbesserten Eisenwerten und positiver Stimmungslage bei Müttern, die ihre Plazenta gegessen haben.
Neutral bis skeptisch
Andere Studien konnten keine signifikanten physiologischen Unterschiede feststellen, weisen aber auf den starken Placebo- und Ritualeffekt hin.
5.4 Erfahrungsberichte von Müttern
Trotz der begrenzten Datenlage sind Erfahrungsberichte ein starker Teil der Debatte. Viele Frauen berichten nach dem Plazentaverzehr von:
Weniger Müdigkeit und schnellerer Regeneration.
Emotionaler Stabilität in der sensiblen Wochenbettzeit.
Einem Gefühl, den Geburtsprozess bewusst abzuschließen und Kraft zurückzugewinnen.
Diese subjektiven Berichte sind ein Grund, warum der Plazentaverzehr in Hebammen- und Doula-Kreisen weiterhin als Option diskutiert und angeboten wird.
Hast du deine Plazenta verzehrt? Nimm an unserer Forschung teil! Wir wollen die Erfahrungen der Frauen in die Welt tragen!
6. Kritische Stimmen und wie man ihnen begegnet
Der Plazentaverzehr löst unterschiedliche Reaktionen aus – von begeisterter Zustimmung bis zu deutlicher Ablehnung. Kritische Stimmen beziehen sich vor allem auf die Plazenta als Filter und die Tatsache, dass sie auch Schadstoffe speichert. Um eine fundierte Entscheidung zu treffen, lohnt es sich, die Hauptargumente gegen den Verzehr zu kennen – und zu verstehen, wie man Risiken minimieren kann.
6.1 Häufige Bedenken und ihre medizinische Grundlage
1. „Die Plazenta ist gefährlich, denn sie speichert Giftstoffe.“
Fakt: Die Plazenta filtert viele Schadstoffe aus dem kindlichen Kreislauf – darunter Schwermetalle (z. B. Blei, Quecksilber), Umweltgifte und Stoffwechselabfallprodukte.
Wichtig zu wissen: Diese Substanzen werden nicht immer vollständig ausgeschieden, sondern können sich im Gewebe anreichern.
Bedeutung für den Verzehr: Wer in der Schwangerschaft viel Alkohol, Nikotin oder bestimmte Medikamente zu sich genommen hat, trägt ein erhöhtes Risiko, dass diese Rückstände in der Plazenta vorhanden sind.
2. „Die rohe Plazenta kann Bakterien und Viren enthalten.“
Fakt: Die Plazenta ist ein biologisches Gewebe und kann Keime wie Streptokokken B, E. coli oder Viren enthalten.
Gefahr: Beim rohen Plazentaverzehr können diese Erreger ins Verdauungssystem gelangen und Infektionen verursachen – im schlimmsten Fall auch beim Neugeborenen, wenn die Mutter stillt.
Auch hier gibt es die Möglichkeit die Plazenta einzunehmen! Eine sorgfältige Verarbeitung ist besonders wichtig!
3. „Es gibt keine eindeutige wissenschaftliche Beweislage für Vorteile.“
Fakt: Studienergebnisse zum Plazentaverzehr sind gemischt – einige zeigen mögliche Vorteile (z. B. bessere Eisenwerte), andere finden keine signifikanten Unterschiede.
Interpretation: Der subjektive Nutzen kann hoch sein, vor allem durch das Ritual und das Gefühl der Selbstbestimmung. Außerdem sind wir der Meinung, dass die vielen Erfahrungen der Frauen so viel mehr zählen als medizinische Studien.
Hast du deine Plazenta verzehrt? Nimm an unserer Forschung teil! Wir wollen die Erfahrungen der Frauen in die Welt tragen!
6.2 Hygienische und sichere Verarbeitung der Plazenta
Wer die Vorteile des Plazentaverzehrs nutzen möchte, sollte auf eine sichere Aufbereitung achten. Hier einige Methoden, um Risiken zu minimieren:
Schnelle Kühlung
Die Plazenta sollte direkt nach der Abnabelung in einem sauberen, verschlossenen Behälter gekühlt werden (max. 4°C). Bei einer Lotusgeburt wird die Plazenta in Salz konsumiert.
Professionelle Verarbeitung
Am sichersten ist die Verarbeitung durch Experten - gerne sind wir für dich da!
Hitzebehandlung
Dünsten oder Kochen tötet die meisten Keime ab, verringert aber teilweise hitzeempfindliche Nährstoffe.
Trocknung und Verkapselung
Durch schonendes Trocknen und anschließendes Pulverisieren in Kapseln können viele Vorteile erhalten bleiben, während das Risiko von Infektionen sinkt.
6.3 Der Faktor „individuelle Entscheidung“
Egal, ob Plazenta essen roh, gekocht oder in Kapselform – es gibt keine universelle Empfehlung. Jede Mutter sollte abwägen:
Gesundheitszustand während der Schwangerschaft
Lebensstil und mögliche Schadstoffbelastung
Vertrauen in die hygienische Verarbeitung
Die Plazenta als Filter ist ein faszinierendes Organ, das während der Schwangerschaft Unglaubliches leistet. Ob sie nach der Geburt gegessen werden sollte, hängt jedoch von individuellen Faktoren und persönlicher Überzeugung ab.

7. Fazit: Die Plazenta als Geschenk, Filter und Rückgabe der eigenen Kraft
Die Plazenta ist das einzige Organ im menschlichen Körper, das sich speziell für eine begrenzte Lebensphase bildet – und dennoch eine zentrale Rolle für die Gesundheit von Mutter und Kind spielt. Während der Schwangerschaft agiert sie als hochleistungsfähiger Filter (Plazenta als Filter), Versorgungsstation, Schutzschild und hormonelles Kraftwerk. Nach der Geburt endet ihre Arbeit für das Kind – aber ihr Potenzial ist noch lange nicht erschöpft.
Die Frage, ob die Plazenta gegessen werden sollte, ob roh, gekocht oder in Kapselform, ist mehr als eine reine Ernährungsentscheidung: Sie verbindet medizinisches Wissen, kulturelle Tradition, persönliche Überzeugung und bewusste Selbstfürsorge.
7.1 Die Plazenta – biologisches Wunder und Hochleistungssystem
Die Plazenta arbeitet nicht wie ein Wasserfilter, der nur grobe Partikel aus einem Flüssigkeitsstrom entfernt.
Sie ist vielmehr ein lebendiges Kontrollzentrum für den Austausch zwischen Mutter und Kind. Ihre Filterfunktion basiert auf aktiven Transportwegen, gezielter Durchlässigkeit und komplexen biochemischen Prozessen. Diese selektive Arbeitsweise macht sie so leistungsfähig – und gleichzeitig so individuell in ihrer Schutzwirkung.
Plazenta als Filter: Kontrolliert den Austausch zwischen Mutter und Kind, hält Bakterien und viele Schadstoffe zurück, lässt aber lebenswichtige Nährstoffe, Sauerstoff und Antikörper passieren.
Nährstoffspeicher: Hohe Konzentrationen an Eisen, Eiweiß, Zink, Selen, Magnesium und Kalzium.
Hormonquelle: Enthält Progesteron, Östrogene, Prostaglandine und Wachstumsfaktoren, die für die Rückbildung und emotionale Stabilität im Wochenbett entscheidend sein können.
Immunbooster: Überträgt Immunglobuline, die dem Neugeborenen Nestschutz geben – und nach der Geburt potenziell auch der Mutter helfen können.
7.2 Potenzielle Vorteile des Plazentaverzehrs
Der Plazentaverzehr (Plazentophagie) kann, richtig umgesetzt, folgende Vorteile bieten:
Regeneration im Wochenbett beschleunigen
Auffüllen von Eisen- und Proteinspeichern, Unterstützung der Gewebereparatur.
Hormonelle Balance unterstützen
Reduzierung hormonbedingter Stimmungsschwankungen durch natürliche Hormonrückführung.
Energielevel stabilisieren
Nährstoffdichte kann Erschöpfung mindern.
Emotionale Bedeutung
Viele Frauen berichten von einem Gefühl der Ganzheit und des bewussten Abschlusses der Schwangerschaft.
7.3 Risiken und verantwortungsvoller Umgang
Trotz der möglichen Vorteile ist der Plazentaverzehr kein Selbstläufer. Die Plazenta als Filter speichert nicht nur Nährstoffe, sondern auch Rückstände von Schadstoffen, Medikamenten oder Umweltgiften. Besonders beim rohen Plazenta essen besteht ein Risiko für bakterielle oder virale Infektionen.
Sichere Praxisempfehlungen:
Schnelle Kühlung direkt nach der Geburt (max. 4°C).
Hygienische Verarbeitung durch geschultes Personal.
Thermische Behandlung oder schonende Trocknung zur Reduktion mikrobieller Risiken.
Individuelle Abwägung bei bestehenden Erkrankungen oder Belastungen.
7.4 Die Plazenta als kulturelles und persönliches Erbe
Über Jahrtausende wurde die Plazenta in Ritualen geehrt – durch Begräbnisse, Zeremonien oder Verzehr. In vielen Kulturen gilt sie als „Zwillingsbruder“ oder „Schutzgeist“ des Kindes. Diese Sichtweise zeigt, dass der Umgang mit der Plazenta immer mehr war als eine medizinische Randnotiz – er war und ist Ausdruck von Respekt, Dankbarkeit und Verbindung.
Heute, in einer Zeit, in der viele Frauen nach natürlicher Unterstützung für ihre Wochenbett-Regeneration suchen, schließt der bewusste Umgang mit der Plazenta als Filter und Kraftquelle an diese Tradition an.

FAZIT
Ob man sich für oder gegen den Plazentaverzehr entscheidet – die Grundlage sollte immer fundiertes Wissen über die Funktion der Plazenta, ihre Inhaltsstoffe und mögliche Risiken sein. Die Plazenta ist nicht einfach ein „Restprodukt“ der Geburt. Sie ist ein Geschenk der Natur, das Leben ermöglicht hat, Schutz geboten und Nährstoffe geliefert hat.
Wer die Vorteile nutzen möchte, sollte auf sichere Verarbeitung achten.
Wer Bedenken hat, kann die Plazenta dennoch würdigen – etwa durch rituelle Beisetzung.
In beiden Fällen gilt: Die Plazenta verdient Respekt und bewusste Aufmerksamkeit.
Eure Barbara und Lisa von Plazentakraft

Kommentare